
Herzinfarktpatient*innen in Jena sind „auf Ziel“. (Fotoquelle: UKJ/Szabó)
Erhöhte LDL-Cholesterin-(LDL-C) Werte sind bekanntermaßen der wichtigste Risikofaktor für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen. Die aktuelle ESC/EAS Leitlinie empfiehlt in der Sekundärprävention bei kardiovaskulären Hochrisikopatient*innen eine LDL-C-Senkung von 50 Prozent vom Ausgangswert und mehr und einen LDL-C-Zielwert von < 55 mg/dl (< 1,4 mmol/l). Um die Erreichung ist es jedoch in Deutschland schlecht bestellt: Weniger als 20 Prozent der Risikopatient*innen erreichen den aktuellen Zielwert. Deshalb startete die DGFL – Lipid-Liga e. V. im Jahr 2020 die bundesweite Initiative „Auf Ziel“ mit dem Kick-Off mit „Jena auf Ziel“ in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Jena. Seitdem haben sich schon rd. 60 Städte und Regionen in Deutschland der Kampagne angeschlossen.
Letztendlich sollen überall im Land interdisziplinäre und intersektorale Netzwerke aus Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen aus Klinik und ambulantem Bereich, Repräsentant*innen von Institutionen im Gesundheitssektor sowie Patientenorganisationen entstehen, um durch Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Kooperation die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen bei kardiovaskulären Risikopatienten zu optimieren. Ebenso wichtig ist es, die Patient*innen frühzeitig aufzuklären und bestmöglich einzubeziehen (s. auch Lit.). Dafür stellt die DGFL – Lipid-Liga e. V. allen Netzwerken, die sich an der Kampagne beteiligen, Risikopässe zur Verfügung (s. auch Abb. o.). Hierin werden die aktuellen (Lipid-)Werte eingetragen, sodass auch die/der Patient*in sie im Blick behält, um beim nächsten Kontrolltermin mit seiner/seinem Ärzt*in ggf. darüber zu sprechen.

In der Studie „Jena auf Ziel“ konnten Makhmudova et al. zeigen, dass durch eine frühe Kombinationstherapie deutlich mehr Herzinfarktpatienten den LDL-Zielwert erreichen. Sie gab den Startschuss für die bundesweite Kampagne „Auf Ziel“, die ebenfalls auf eine frühe Kombitherapie nach Myocardinfarkt setzt.
Eine aktuell von Leonsdottir et al. publizierte Auswertung von Daten aus dem SWEDEHEART-Register von über 35.826 Patienten nach einem Herzinfarkt zeigt, dass eine frühe lipidsenkende Kombinationstherapie mit einem hochpotenten Statin plus Ezetimib zu einem schnelleren Erreichen des LDL-Zielwerts führt, der dann auch länger beibehalten wird. Durch diese einfache und kostengünstige Präventionsmaßnahme lassen sich Folgeereignisse verhindern: Bei 250.000 Infarkten – wie sie in Deutschland pro Jahr stattfinden – könnten einer Hochrechnung zufolge 3.328 Ereignisse in 3 Jahren vermieden werden!
Eindrucksvoll zeigt auch eine Auswertung von polnischen Registerdaten durch Lewek et al. die Überlegenheit einer Kombi-Therapie mit Statin + Ezetimib für Patient*innen mit akutem Koronarsyndrom gegenüber einer intensiven Statin-Monotherapie: Bei Kombi-Therapie reduzierte sich die Gesamtmortalität nach 3 Jahren signifikant um 4,7% (NNT = 21).
Eine Publikation von Schubert et al bekräftigt, dass eine intensivere Statin-Therapie sowie eine starke und frühzeitige Senkung des LDL-Cholesterins bei Patienten nach einem Myocard-Infarkt (MI) deren Risiko für alle kardiovaskulären Ereignisse sowie die Gesamtmortalität reduzieren. Dies stützt die Empfehlung, dass eine frühe LDL-C-Senkung nach MI den größten Nutzen zeitigt.
Bei der Bildung von Netzwerken setzt die DGFL – Lipid-Liga e. V. auch auf die mittlerweile rd. 800 Ärztinnen und Ärzte, die Lipidologinnen und Lipidologen DGFL sind, sowie auf die als Lipidologische Kompetenzzentren und Netzwerke DGFL und als Lipid-Ambulanzen DGFL zertifizierten medizinischen Einrichtungen. Diese sollen in ihrer Stadt oder Region als Motor fungieren.
Wenn Sie sich beteiligen und ein Netzwerk ins Leben rufen möchten, setzen Sie sich mit der Geschäftsstelle der DGFL – Lipid-Liga e. V. in Verbindung. Wir unterstützen Sie gern.
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