Erhöhter Lipoprotein(a)-Wert im Blut erhöht das Atherosklerose-Risiko
Gelnhausen, 20. März 2023 – Es ist bekannt, dass zu viel LDL-Cholesterin und zu hohe Triglyzeride im Blut zu Atherosklerose führen können. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie Durchblutungsstörungen in den Beinen steigt. Kaum bekannt hingegen ist, dass auch ein Zuviel des Blutfettes Lipoprotein(a) ein Risiko ist. Den internationalen Lp(a) Awareness Day nimmt die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. daher zum Anlass, darüber aufzuklären. „Lassen Sie Ihre Blutfettwerte und die Ihrer Kinder messen“, dazu rät Professor Dr. Oliver Weingärtner, Vorsitzender der DGFF (Lipid-Liga). Und Lipoprotein(a) gehört – mindestens einmal im Leben – dazu.
Lipoprotein(a) – ausgesprochen Lipoprotein klein a und abgekürzt Lp(a) – ist dem LDL (Low Density Lipoprotein) ähnlich und durch das zusätzliche Eiweiß Apolipoprotein(a) gekennzeichnet. Die Konzentration von Lp(a) im Blut ist weitgehend erblich bedingt. Ein erhöhter Lp(a)-Wert ist ein zusätzlicher und unabhängiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das kardiovaskuläre Risiko ist bei Werten über 30 mg/dl bzw. 75 nmol/l erhöht und nimmt mit steigenden Werten zu. Liegen noch weitere Risikofaktoren wie z. B. Diabetes mellitus, hohes LDL-Cholesterin, hohe Triglyzeride, bauchbetontes Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen vor, ist ein Mensch besonders gefährdet, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen in den Beinen zu erleiden. Deswegen empfiehlt die Europäische Leitlinie zum Management von Fettstoffwechselstörungen, Lp(a) zur genaueren Klassifikation des individuellen Herz-Kreislauf-Risikos heranzuziehen. Auch das aktuelle Europäische Konsensuspapier betont dies.
Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen zu können, sollte jeder auch seine LDL-Cholesterin-, Triglyzerid- und die Lp(a)-Werte im Blut bestimmen lassen – am besten schon im Kindesalter. Denn je besser man das Gesamtrisikoprofil bestimmt, desto besser kann man Therapieentscheidungen treffen. Bei den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt ist eine Laborbestimmung bisher nicht vorgesehen. Zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr haben Versicherte einmalig Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung mit Bestimmung der Blutfettwerte, ab dem 35. Lebensjahr dann alle drei Jahre beim „Check-up 35“. Dabei wird allerdings das Lp(a) nicht gemessen, dh. man muss die Bestimmung extra anfordern und leider die Kosten oft – noch – selbst tragen.
Unter folgenden Bedingungen ist die Bestimmung von Lp(a) besonders wichtig:
- Bei Auftreten von Atherosklerose vor dem 60. Lebensjahr.
- Bei einer Familiären Hypercholesterinämie (erblich bedingte Form der Fettstoffwechselstörung, bei der die LDL-Cholesterin-Konzentration im Blut massiv erhöht ist).
- Wenn trotz optimaler cholesterinsenkender Therapie eine Atherosklerose oder eine kardiovaskuläre Krankheit voranschreitet.
- Wenn Familienangehörige in jüngerem Lebensalter von einer kardiovaskulären Krankheit betroffen sind.
- Wenn bei Familienangehörigen das Lp(a) erhöht ist (auch wenn keine weiteren Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorhanden sind).
Was kann man gegen erhöhte Lp(a)-Spiegel tun?
Derzeit gibt es kein Medikament, das zur Senkung erhöhter Lp(a)-Konzentrationen zugelassen ist. Unter der Therapie mit Statinen verbessert sich der Lp(a)-Wert nicht. Deshalb ist es um so wichtiger, das Gesamtrisikoprofil zu verbessern und anderen Risikofaktoren für Atherosklerose vorzubeugen bzw. diese zu therapieren. Dazu gehören ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und komplettem Nikotinverzicht. Auch die medikamentöse Senkung von LDL-Cholesterin reduziert das Gesamtrisiko und sollte bei hohem Lp(a) auch ohne Vorliegen einer Herz-Kreislauf-Krankheit in Erwägung gezogen werden. Bei Patienten mit rasch fortschreitenden atherosklerotischen Erkrankungen und hohen Lp(a)-Konzentrationen kann in Einzelfällen der Einsatz der Lipoprotein-Apherese – einer Blutwäsche – erwogen werden.
Mehr Informationen bieten die Ratgeber der DGFF (Lipid-Liga), die unter https://www.lipid-liga.de/broschure/ kostenfrei heruntergeladen werden können.
Über die DGFF (Lipid-Liga) e. V.:
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. besteht seit fast 35 Jahren und hat aktuell rd. 1.500 ärztliche Mitglieder. Die fachärztliche Gesellschaft ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Fragestellungen rund um den Fettstoffwechsel und die Atherosklerose. Ihre Aufgabe sieht die DGFF (Lipid-Liga) in der Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie. Weitere Informationen unter www.lipid-liga.de
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